Mit Kryptowährungen eröffnet sich Anlegern nicht nur eine neue Anlageklasse, sondern sie müssen sich auch mit einer neuen Investment-Infrastruktur vertraut machen. Im Gegensatz zu Aktien oder Anleihen kann man Kryptowährungen nämlich nur bei sehr wenigen Banken oder klassischen Wertpapierbrokern kaufen. Stattdessen hat sich ein Krypto-Ökosystem entwickelt, das ausschließlich auf den Handel mit Kryptowährungen fokussiert ist. Trotzdem gibt es auch Wege, über das traditionelle Finanzsystem Zugang zu Krypto-Investments zu bekommen. In diesem Artikel stellen wir euch beide Wege vor, und erklären die jeweiligen Vor- und Nachteile.
Kryptowährungen im klassischen Finanzsystem erwerben
Wer sich nicht mit Krypto-Börsen, Wallets und Krypto-Apps beschäftigen will, der kann auch über gewohnte Investment-Kanäle Zugang zur Krypto-Anlageklasse bekommen. Zum Beispiel über Zertifikate, die entweder einzelne Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ethereum oder einen Korb aus mehreren Kryptowährungen verbriefen. Auch manche Alternative Investmentfonds (AIF) sind auf den Handel mit Kryptowährungen spezialisiert. Dabei gibt es sowohl passive Fonds, die einen Index aus Kryptowährungen abbilden als auch aktiv gemanagte Fonds spezialisierter Krypto-Asset Manager.
Der Vorteil solcher traditioneller Instrumente ist, dass du sie über bewährte Kanäle ins Depot einbuchen kannst. Sie haben meist eine Wertpapierkennnummer oder ISIN und sind auf klassischen Börsenplätzen handelbar. Der Nachteil ist, dass der Asset-Manager bzw. die Depotbank Gebühren verlangt. Außerdem hältst du das Asset nicht direkt, sondern hast in der Regel ein Partizipationsrecht an einem Asset-Pool. Somit widersprechen diese Instrumente auch dem Grundgedanken der finanziellen Souveränität, auf die Kryptowährungen abzielen, denn du bist weiterhin von Finanzintermediären abhängig, die deine Rendite schmälern.
People realizing that they don't need to pay ETF 1% fees or Grayscale 2% fees to own #Bitcoin.
— Mira Christanto (@asiahodl) April 1, 2021
Be your own bank pic.twitter.com/nkD081DqTG
Immer mehr Anleger kaufen ihre Bitcoins selbst
Wenn du übrigens Aktien eines im Krypto-Ökosystem beheimateten Anbieters kaufst, zum Beispiel Aktien einer Krypto-Börse, erhältst du dadurch keinen direkten Zugang zur Krypto-Anlageklasse, denn du investierst auf diese Weise nicht direkt in Kryptowährungen. Zwar profitieren beispielsweise Krypto-Börsen vom Wachstum des Krypto-Marktes, ihre Aktien weisen aber ähnliche Charakteristika auf wie andere Aktien. Durch solche Investments kannst du zwar indirekt vom Krypto-Markt profitieren, du bist jedoch nicht in die Anlageklasse der Kryptowährungen investiert, sondern in die Anlageklasse der Aktien, die mit anderen Werttreibern korreliert ist.
Kryptowährungen im Krypto-Ökosystem erwerben
Der zweite (und unserer Meinung nach bessere) Weg ist, sich eben doch in das Krypto-Ökosystem einzuarbeiten. Schon Mal vorab: So schwierig ist das gar nicht! Hier gibt es genauso wie in der traditionellen Finanzindustrie zwei Möglichkeiten, um Kryptowährungen zu erwerben: den Primärmarkt und den Sekundärmarkt.
Am Primärmarkt können Anleger neu ausgegebene Coins oder Token erwerben. Bei sogenannten Initial Coin Offerings (ICOs) werden beispielsweise Utility Token ausgegeben, Meist erwirbt man diese Token direkt beim Emittenten, zum Beispiel über dessen Webseite. Eine Ausnahme hiervon sind die sogenannten Initial Exchange Offerings (IEOs), wobei neue Token vom Emittenten über eine Krypto-Börse ausgegeben werden. Ähnlich wie bei der Partizipation an Börsengängen (IPOs) im traditionellen Finanzsystem, sind Token Offerings meist mit hohen Risiken verbunden und extrem volatil. Die Token sind neu und haben sich noch nicht am Markt bewährt. Zwar bieten sich dadurch auch gute Renditemöglichkeiten, für die meisten Anleger ist es aufgrund mangelnder Transparenz und Kenntnisse aber schwer, das Risiko überhaupt realistisch einzuschätzen.
Deshalb ist für die meisten Anleger der Erwerb über den Zweithandel am besten. Am Sekundärmarkt gibt es sowohl den außerbörslichen (OTC) Handel als auch den börslichen Handel. OTC Transaktionen empfehlen sich meist nur bei großen Summen oder exotischen Coins, die nicht an Börsen gelistet sind. Das Gros der Anleger, vor allem Einsteiger, ist bei etablierten Krypto-Börsen am besten aufgehoben. Hier kannst du die meisten Coins unkompliziert und zu oft niedrigen Gebühren handeln, erprobte und professionelle Infrastruktur nutzen und du bist in einem regulierten Umfeld aktiv. Die Risiken deiner Geldanlage trägst du natürlich noch immer, aber das Risiko, Betrugsversuchen zum Opfer zu fallen oder dein Geld aufgrund mangelhafter IT-Sicherheit zu verlieren, kannst du durch die Nutzung professioneller Börsen reduzieren.
Wie in Kryptowährungen investieren? Schritt-für-Schritt-Anleitung
Schritt 1: Die Börse auswählen
Bei der Auswahl einer Krypto-Börse kommt es im Wesentlichen auf vier Fragen an:
1. Welche Funktionalitäten bietet die Börse und wie hoch sind die Handelsgebühren?
2. Welche Ein- und Auszahlungsmethoden bietet die Börse für Fiatwährungen und zu welchen Gebühren?
3. Wie sicher ist die Börse in puncto IT-Sicherheit und sind die Assets der Nutzer versichert?
4. Entspricht die Benutzeroberfläche deinen Anforderungen?
Schau dir dazu unseren Krypto-Börsen-Vergleich an. Hier haben wir die führenden Anbieter anhand dieser vier Kategorien analysiert. Wir zeigen dir auch, welche Börsen für Einsteiger und welche für fortgeschrittene Anleger geeignet sind.
Schritt 2: KYC
Wenn du dich für eine Börse entschieden hast, musst du dort ein Konto eröffnen. Da Krypto-Börsen in den meisten Ländern der Welt Regulierungen unterliegen, musst du dich in der Regel ausweisen, bevor du mit dem Handel beginnen kannst, zum Beispiel mit deinem Reisepass, Personalausweis oder Führerschein. Das nennt man KYC („Know Your Customer“). KYC ist gesetzlich vorgeschrieben und dient vor allem der Geldwäschebekämpfung. Bei vielen Börsen kannst du zwar bis zu einem gewissen Limit auch ohne diese KYC-Legitimierung handeln, sobald du aber größere Summen handeln willst oder Fiatwährungen einzahlen oder auszahlen möchtest, musst du dich bei den meisten Börsen legitimieren. Sobald du den KYC-Prozess abgeschlossen hast, kannst du Fiat- oder Kryptowährungen auf dein Konto bei der Börse einzahlen und mit dem Handel beginnen. Wenn es derzeit eine große Nachfrage nach neuen Nutzerkonten gibt, kann es je nach Börse zu langen Wartezeiten kommen. Wenn du in einem Bullenmarkt ein Konto eröffnest, solltest du also mindestens ein paar Tage einplanen, vielleicht sogar mehrere Wochen.
Schritt 3: Konto aufladen
Wenn du dein Konto eröffnet hast, musst du zunächst Geld einzahlen, um damit Kryptowährungen zu kaufen. Die Schnittstelle zwischen der traditionellen Bankenwelt, in der mit Fiatwährungen hantiert wird, und dem Krypto-Ökosystem nennt man „Fiat-Gateway“. Börsen bieten dir für das Fiat-Gateway verschiedene Möglichkeiten an, in der Regel Banküberweisungen sowie Debit- und Kreditkartenzahlungen. Bei vielen Börsen kannst du auch PayPal, Western Union oder andere Zahlungsanbieter verwenden.
Schritt 4: Kryptowährungen kaufen
Wenn du dein Konto aufgeladen hast, kannst du über die Börse Kryptowährungen kaufen. Manche Börsen wie Coinbase oder Binance bieten dir dafür einen sogenannten „Lite Trading Modus“ an, bei dem du einfach nur auf “kaufen” oder “verkaufen” klicken musst.
Einfacher geht’s nicht! Im fortgeschrittenen Trading Modus kannst du mit Kauf- und Verkaufsorders arbeiten, ähnlich wie beim klassischen Wertpapierkauf. Neben dem Lite Trading Modus bieten viele Börsen wie Kraken oder Binance auch Features für erfahrene Trader in einem Advanced Trading Modus an.
Schritt 5: Kryptowährungen verkaufen
Wenn du deine Kryptowährungen wieder verkaufen willst, kannst du genauso wie beim Kauf bei manchen Börsen wieder die Lite Trading Funktion nutzen, oder die fortgeschrittene Ordermaske. Auch beim Verkauf werden wieder Gebühren fällig. Du kannst deine Kryptowährungen entweder für eine andere Kryptowährung oder für eine Fiatwährung verkaufen, ähnlich wie beim Forex Trading.
Schritt 6: Geld abheben
Willst du Geld abheben, dann kannst du deine Kryptowährungen gegen Fiatwährungen verkaufen und dir dein Geld über die von der Börse unterstützten Abehbungsmethoden auszahlen lassen. Auch hier sind wieder Banküberweisungen und Debit- und Kreditkartenzahlungen die häufigsten Zahlungsmethoden. Du solltest außerdem beachten, dass sowohl beim Einzahlen als auch beim Abheben meist Gebühren anfallen, entweder vonseiten der Börse oder des Zahlungsanbieters, oder beides.